Die Welt der Wertpapierkredite: Chancen, Risiken und Funktionsweise
- isi310
- 19. Dez. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Feb. 2024
Kredite haben stets eine bedeutende Rolle gespielt – sei es beim Erwerb eines Hauses, eines Autos oder zur Bewältigung finanzieller Engpässe. In nahezu allen Lebenslagen kann die Notwendigkeit eines Kredits entstehen, und das gilt auch für den Bereich der Wertpapiere. Der sogenannte Wertpapierkredit eröffnet neue Horizonte im Wertpapierhandel. Im Folgenden wird erläutert, wie die Welt der Wertpapierkredite funktioniert, welche Möglichkeiten sie bietet, für wen er geeignet ist und welche Risiken damit verbunden sind.

Was ist ein Wertpapierkredit?
Ein Wertpapierkredit ist im Grunde selbsterklärend: Der Besitzer der Wertpapiere übereignet diese an die Bank und erhält im Gegenzug ein Darlehen. Mit diesem Darlehen kann er weitere Wertpapiere erwerben.
Im Vergleich zu herkömmlichen Darlehen gibt es keinen wesentlichen Unterschied. Bei einem Wertpapierkredit übergibt der Besitzer die Sicherheit der Wertpapiere und erhält dafür ein Darlehen. Insgesamt gestaltet es sich für beide Seiten einfacher, den Wert dieser Papiere ziemlich genau zu bestimmen. Allerdings kann der Wert der Papiere stark schwanken, da verschiedene Einflüsse den Wert nach oben oder unten beeinflussen können.
Wie funktionieren Wertpapierkredite?
Die Funktionsweise von Wertpapierkrediten ist vergleichsweise unkompliziert: Für Investoren stellt ein Wertpapierkredit eine nützliche Option dar, da die Kreditsumme durch die im eigenen Portfolio vorhandenen Werte abgesichert wird. Diese Wertpapiere dienen als Sicherheit und werden entsprechend dem Risiko beliehen. Beispielsweise sind Beleihungswerte von bis zu 70% des Kurswerts bei deutschen oder europäischen Aktien nicht ungewöhnlich. Neben der Beleihung von Aktien sind auch Anleihen, ETFs oder Investmentfonds als Sicherheiten möglich.
In der Praxis wird oft eine festgelegte Kreditsumme vereinbart. Zu einem gegebenen Zeitpunkt kann nur der Betrag in Anspruch genommen werden, der dem aktuellen Beleihungswert des Depots entspricht. Obwohl einige Banken die Verwendung des Darlehens für andere Investitionen als den Erwerb von Wertpapieren erlauben, sollte vermieden werden, die gewährte Summe für andere Zwecke zu nutzen.
Wem nutzen Wertpapierkredite?
Wertpapierkredite sind in der Regel für erfahrene Anlegerinnen und Anleger geeignet, die über eine solide Erfahrung verfügen. Zusätzlich ist ein gut gefülltes Depot von Vorteil, um etwaige Risiken besser zu bewältigen. Es ist wichtig, das Risiko zu minimieren, das mit einem Rückgang des Werts einer Aktie verbunden sein kann, um nicht das gesamte Depot oder Vermögen zu gefährden. Einige nutzen Kredite, um ihr Depot zu hebeln, was potenzielle Gewinne erheblich steigern kann.
Jedoch sollten Personen, die langfristig mit kostengünstigen Aktienfonds für ihr Alter vorsorgen, in der Regel auf Wertpapierkredite verzichten. Für diejenigen, die einen finanziellen Engpass überbrücken möchten, ist es ratsam, zunächst konventionelle Ratenkredite zu prüfen, die möglicherweise vorteilhaftere Konditionen bieten.
Die Risiken von Wertpapierkrediten verstehen
Wertpapierkredite bergen Risiken, die sich von herkömmlichen Raten-, Dispo- oder Rahmenkrediten unterscheiden. Diese Risiken verdienen eine nähere Betrachtung.
Im Vergleich zu anderen Krediten sind Wertpapierkredite risikoreicher. Ihr Risiko resultiert aus der Abhängigkeit des Kreditbetrags vom Wert des Depots. Sinkende Kurse bedeuten automatisch geringere Beleihungswerte der Wertpapiere. Wenn nicht die gesamte Kredithöhe des Rahmens genutzt wurde, ist der Kredit immer noch gedeckt. Doch in solchen Fällen könnten Banken zusätzliche Sicherheiten neben den Wertpapieren verlangen, um sich abzusichern.
Probleme entstehen, wenn der Rahmen voll ausgeschöpft ist und die Kurse stark fallen, was zu einem überzogenen Konto führen kann. Das kann dazu führen, dass plötzlich höhere Zinsen anfallen. Einige Banken haben eine Nachschusspflicht, wodurch Kreditnehmer das Minus ausgleichen müssen. Falls das nicht geschieht, kann die Bank Wertpapiere verkaufen oder Rücklagen auflösen. Im schlimmsten Fall droht ein Totalverlust.
Trotz dieser Risiken lohnt sich ein Wertpapierkredit, wenn die möglichen Chancen die Risiken überwiegen. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass dies keine Empfehlung darstellt. Es erfordert ein durchdachtes und abgewogenes Vorgehen.
Der Lombardkredit und der Beleihungswert
Der Begriff "Beleihungswert" wurde bereits erwähnt, jedoch noch nicht näher erläutert. Dieser Wert bestimmt, wie viel das Konto eines Kunden bei seiner Depotbank überzogen werden kann. Er wird anhand der bereits im Depot befindlichen Wertpapiere berechnet.
Der spezifische Wert hängt von den Wertpapieren im Depot ab. Während alle Arten von Wertpapieren beliehen werden können, weisen risikoreichere Papiere in der Regel niedrigere Beleihungswerte auf im Vergleich zu risikoärmeren Wertpapieren. Die Banken orientieren sich dabei an der zu erwartenden Wertentwicklung der Papiere.
Grundsätzlich liegen Beleihungswerte bei Aktien zwischen 40 und 70 Prozent, bei Anleihen etwa zwischen 50 und 80 Prozent und Fonds können bis zu 80 Prozent des Wertes beliehen werden. Es ist ratsam, im Voraus die möglichen Beleihungswerte der Papiere bei der jeweiligen Bank zu erfragen und zu prüfen.
Zusammenfassung
Beantragung und Aspekte von Wertpapierkrediten
Wertpapierkredite sind in der Regel unkompliziert zu beantragen. Bei einem Lombardkredit fungieren die Wertpapiere als Sicherheit für die Bank, die im Gegenzug ein Darlehen in festgelegter Höhe gewährt. Diese Kreditform bietet Vorzüge, bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Das Risiko schwankender Kurse und möglicher drastischer Wertverluste sollte nicht unterschätzt werden, weshalb Erfahrung an den Börsen von Vorteil ist.
Grundsätzlich können alle Arten von Wertpapieren beliehen werden. Der Beleihungswert variiert je nach Art der Papiere und kann unterschiedlich ausfallen. Es ist ratsam, verschiedene Anbieter zu vergleichen und auf die Vertragsbedingungen sowie angebotenen Konditionen zu achten.
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